Beschreibung

»Circus Swing« nennt Gabby Young ihre Musik und Gabby ist dabei Zirkusprinzessin und Direktorin der Menagerie in Personalunion. Bunt, theatralisch, mal tierisch laut, mal zart und leise, hier grüßt der Balkan, dort die Mariachis und um die Ecke lugt noch mal ein Spaghetti Western. Die Violine duelliert sich mit der Trompete, die Tuba verfolgt das Banjo und manchmal lassen einfach alle alles liegen und werden zum Ukulele Orchester oder dreschen gemeinsam auf das Schlagzeug ein. Nix fürs Formatradio aber genau richtig für Menschen, die bereit sind sich packen zu lassen von einer furios aufspielenden Band und einem extravaganten und überaus kreativen Paradiesvogel mit klassisch gebildeter Stimme am Gesangsmikro.

Die einen loben in höchsten Tönen die oktavenweite Stimme der Sängerin und wollen eine Affinität zu Kate Bush und Björk erkannt haben. Andere wiederum bewundern stärker den Stilmut der Songwriterin. Tatsächlich sind die Songs von Gabby Young & Other Animals ein sprichwörtlich tierisches Vergnügen und offerieren ein buntes Potpourri aus Polka und Swing, Jazz und Pop, Kunstlied und Dramolett – immer ein wenig theatralisch, mitunter konnotiert von einem schwarzen Humor, der britischen Künstlern nicht erst seit Oscar Wilde zu eigen ist.

Gabby Young & Other Animals präsentieren ein Programm passend zur Jahreszeit - »Gabby’s Wide Awake Winter Nights«: Wenn die Tage dunkeler werden bezieht der Zirkus sein Winterquartier. Die Tiere haben es gerne warm, und manches verschläft den Winter sogar. Das hochverehrte Publikum sitzt abends am wärmenden Feuer und träumt von Rentieren und einem sternenklaren Winterhimmel.
Die Zirkusprinzessin ist noch wach und macht sich auf den Weg. Das Tschingderassabum liegt gut verpackt in den Transportkisten. Aber sie findet noch ein Glöckchen und ihre Ukulele. Da verwandelt sie sich in eine magische Schneekönigin. Sanft und leise, wie eine Schneeflocke, umhüllt sie die, die noch wach sind, mit ihren wundersamen Weisen. Und macht vergessen, dass es draußen aus allen Kannen gießt, Ostern letztes Jahr kälter war und Weihnachten wie immer plötzlich und völlig überraschend vor der Tür steht und man noch keine Geschenke hat. Immerhin kann man sich selbst beschenken. Mit einem Abend mit der zauberhaften Gabby Young und ihren wachen Wichteln.

Im Alter von zwölf Jahren war Gabby das jüngste Mitglied aller Zeiten der British National Youth Opera, wo ihre Opernstimme geschult wurde. Mit 22 stand die Sängerinnenkarriere beinahe vor dem Aus: Schilddrüsenkrebs. Die rettende OP verlief glücklich.
2008 hatte Gabby Young in London die Band Other Animals gegründet, ganz nach ihren eigenwilligen Ideen und Vorstellungen ausgestattet mit einer Heerschar von Instrumenten von Banjo, Mandoline und Gitarre über Klarinette, Posaune, Trompete bis hin zum Akkordeon und Saxophon. Acht Musiker, die mit Django-Reinhardt-Zigeunerjazz ebenso vertraut sind wie mit der blechbläserschweren Melancholie vom Balkan – und sich die Vergleiche mit Arcade Fire und Beirut durchaus gefallen lassen dürften. Acht Musiker aber auch, die dem exzentrischen Temperament ihrer Frontfrau immer wieder Paroli bieten können. Denn Gabby Young – auch das eines ihrer Markenzeichen – hat Lust an der Camouflage und an ausgefallener Mode, die zur mitreißenden Bühnen-Performance selbstredend maßgeblich beitragen. Mit ihrem flammend roten Haar ohnehin kaum zu übersehen, ist Gabby in ihren Vintage-Kostümierungen (viktorianische Korsagen, Tüllröckchen, bonbonfarbene Minihüte) ein Blickfang, mit dem man inzwischen schon allerorten Staat gemacht hat, ganz zu schweigen von der Euphorie, die Gabby & Co. bei den japanischen Liebhabern des Schrillen und Exzentrischen ausgelöst haben.

franz.K

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72762 Reutlingen

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