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Mittwoch 28.09.16
19:00 Uhr
Peter Sodann liest Bertolt Brecht:
Flüchtlingsgespräche
»Auszüge«



Vorverkauf 22,50 Euro Abendkasse 25,00 Euro ermäßigt 20,00 Euro |
Beschreibung
Einer der letzten ganz großen Schauspieler, die noch unter Intendantin Helene Weigel auf der Bühne des Berliner Ensembles am Schiffbauerdamm standen, wird am 1. Juni diesen Jahres 80 Jahre. Und Peter Sodann greift noch einmal zu einem großen Brecht - Text: Den »Flüchtlingsgesprächen« und geht damit doch nochmal auf große Tournee. Dahinter schreibt er in Klammern »Auszüge«, was bewusst doppeldeutig verstanden werden darf, denn es geht natürlich auch um die »Auszüge«, welche die öffentliche Diskussion und die Politik gegenwärtig dominieren.
Wer an das politische Asyl denkt, wer darum kämpft, dass politisch verfolgte Menschen uneingeschränkte Schutzrechte bekommen müssen, denkt auch an die vielen Menschen, die Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut haben und dies nur konnten, weil sie im Exil Zuflucht gefunden hatten. Darunter natürlich Bertolt Brecht selbst, Thomas Mann, Willy Brandt, Marcel Reich-Ranicki, Jürgen Kuczynski und viele andere Vertreter des kritischen Geistes, Gewerkschafter und rassistisch Verfolgte. Denen, aber auch den verschollen und vertrieben Gebliebenen, widmete Brecht seine »Flüchtlingsgespräche«.
Die in den frühen vierziger Jahren geschriebenen Dialoge der Flüchtlingsgespräche handeln vom Alltag der aus Deutschland Vertriebenen, vertreten durch den Intellektuellen Ziffel und den Arbeiter Kalle, die sich im Restaurant des Hauptbahnhofs von Helsinki über die internationale Lage und die eigene Situation unterhalten. Ziffel und Kalle führen ausgesprochen subversive Dialoge über die deutsche Herrschaft, die Machtverhältnisse in ihrem Exil und die Geschichte, die heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Und es gibt wohl wenige, die Wirkungsmacht und Ton dieser Gedanken derart zum Klingen bringen können, wie Peter Sodann.
Dem Künstler, der sich politisch stets gerne eingemischt hat, ist es eine Herzensangelegenheit diese noch immer aktuelle Thematik zu seinem 80. Geburtstag auf die Bühnen der Republik zu bringen. Für sein Publikum wird Peter Sodann, der sich inzwischen sehr rar macht, mit den Flüchtlingsgesprächen deshalb doch noch einmal auf ausgedehnte Gastspiel-Tournee gehen.
Peter Sodann
Peter Sodann hat seinen Vater im Hitler-Krieg verloren, engagierte sich für den Antifaschismus in Deutschland, riskierte auch gegenüber der DDR-Obrigkeit ein scharfes Widerwort, wurde dort von der Staatssicherheit verfolgt, zu einer jahrelangen Haft verurteilt, die er zu großen Teilen auch absaß. Danach – aber auch das ist DDR– bekam er die Aufgabe, das neue Theater in Halle aufzubauen. Zunächst belächelt, weil materiell alles gegen den Neubau sprach.
Unter seiner Leitung wurde das Theater in Halle eines der bedeutendsten Theater, das auch noch nach der Wende »schwarze Zahlen« schrieb.
Dann bekam er den Auftrag, den Leipziger Tatort- Kommissar Bruno Ehrlicher zu spielen. Er machte daraus eine völlig neue Figur, einen Kommissar, der zweimal in seiner ganzen Laufbahn einen Schuss abfeuerte. Heute ist der frühere
Intendant des neuen Theaters auch Ehrenbürger der Stadt Halle.
Michael Letz
Auf die Tournee geht Peter Sodann gemeinsam mit dem Pianisten und Sänger Michael Letz, der nicht nur Brechts Ziffel-Song, sondern auch andere Lieder zum Thema beisteuern wird. Der studierte Musikwissenschaftler Letz wuchs in Magdeburg als »pianistisches Wunderkind« auf. Letz ist Musikpädagoge, Arrangeur und Komponist, vor allem in Vokalmusik. Als Songautor bringt er sich in aktuelle gesellschaftliche Belange ein. Er spielt neben Klavier auch Akkordeon, Gitarre und Klarinette und ist ein gefragter Begleiter von bekannten Sängern und Darstellern. Dies führte zu Verpflichtungen als Bühnenmusiker u.a. am Deutschen Theater Berlin, der Berliner Volksbühne, am Schauspielhaus Hannover vor allem mit den Regisseuren Jürgen Kuttner und Tom Kühnel.
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