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Beschreibung
Intensives Drama um eine Frau, die an Amnesie leidet und das Leben, ihr Leben mit der Hilfe ihres Mannes neu entdeckt.
Laufzeit: 93 min.
FSK: ab 12 Jahre
In Jan Schomburgs intensivem Drama erfindet eine von Maria Schrader mutig gespielte Akademikerin, die an Amnesie leidet, sich und ihr Leben neu.
"Ich will doch einfach nur ich sein", sagt Lena in einer spĂ€ten Szene dieses ungewöhnlichen Dramas und bringt damit auf den Punkt worum es geht. Die Heldin, eindringlich gespielt von Maria Schrader, hat ihr biographisches GedĂ€chtnis verloren. Auf Grund einer nicht bzw. zu spĂ€t diagnostizierte Enzephalitis wird sie mit "retrograder Amnesie" diagnostiziert, das heiĂt, dass die erfolgreiche Akademikerin niemanden mehr erkennt - weder sich, ihren Mann noch ihre Freunde. Sie ist zwar noch der Sprache mĂ€chtig, beherrscht weiterhin mechanische AblĂ€ufe wie das Autofahren, versteht aber die Bedeutung von Worten wie Liebe oder Wut nicht mehr.
Vom schwierigen Prozess zurĂŒck in die "NormalitĂ€t" zu finden, erzĂ€hlt Jan Schomburg in "Vergiss mein ich" und variiert - wie schon in seinem preisgekrönten Kinoerstling "Ăber uns das All" - das Thema der Suche nach der wahren IdentitĂ€t. Direkt, unvermittelt steigt er in die Handlung ein, die subjektive Kamera ĂŒbernimmt Lenas Blickwinkel. Auf verschwommene Gesichter schaut sie, auf erschrockene Menschen, die sie nicht (mehr) (er)kennt und die auf sie einreden. Vollkommen desorientiert ist sie, zunĂ€chst im Krankenhaus, dann in den eigenen vier WĂ€nden. FĂŒr Lena beginnt die "Neu(er)findung", fĂŒrsorglich unterstĂŒtzt wird sie dabei von ihrem Gatten Tore (Johannes Kirsch). Aber will sie ĂŒberhaupt wieder in ihre alte Biographie einsteigen?
Um das "Ich", das Wesen des "Ichs", kreist die philosophische, nie didaktische, immer wieder humorvoll gebrochene Arbeit, die untersucht wie selbstbestimmt der Mensch wirklich ist. Wo verlĂ€uft die Grenze zwischen "authentisch sein" und "sich darstellen" - wie sehr passt man sich Erwartungshaltungen an? TagebĂŒcher und alte Filmaufnahmen Lenas stehen fĂŒrs Gestern, im Heute lĂ€sst sie sich durch Köln treiben, erforscht die Welt neu. Ihre SexualitĂ€t keimt auf - ursprĂŒnglich und kindlich naiv -, mit einem Mann (Roland Zehrfeld), den sie in einer Kirche kennenlernt, landet sie im Bett, beim Abendessen im Freundeskreis, erzĂ€hlt sie von der AffĂ€re, die ihre beste Freundin mit ihrem Mann unterhielt. So etwas gehört sich doch nicht - oder?
Als spannende, scharfsinnige "Therapiesitzung" kann man diesen handwerklich sauberen, gradlinig gestalteten Film lesen, der die Beziehung von Körper und Geist, zwischen "AuĂen" und "Innen" erforscht. Der Fokus liegt ganz auf Maria Schrader, die sich ihrer Rolle mutig - und durchaus explizit - preisgibt. Ihr und ihrer Figur folgt man gerne, Bedingung ist nur, dass man sich auf diese kluge Reflexion einlĂ€sst. geh.
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